Partnergemeinde Petersberg
Petersberg (rumänisch Sânpetru, ungarisch Szent Péter) liegt im Burzenland am Fuße des Talinenberges, etwa fünf Kilometer von Kronstadt entfernt. 1240 wird Petersberg erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf wird zur Zeit des Deutschen Ritterordens (1211-1225) vor 1240 angelegt und gehört der Tartlauer „Hundertschaft“ an.
Bereits im 13. Jahrhundert hat Petersberg eine romanische dreischiffige Peterskirche, die 1794 vollständig abgetragen wurde. Spuren von Malereien an der Ringmauer des 13. Jh. weisen darauf hin, dass zu der Zeit (1240), als die Zisterzienser das Patronat über die Peterskirche hatten, ein Kloster erbaut wird.
1432 wird Petersberg während der Türkenangriffe im Burzenland teilweise zerstört. Im selben Jahrhundert erhöhen die Bauern die Ringmauern an der Burg auf acht Meter. In einer zweiten Phase (1610) errichten sie einen zweistöckigen Quadratbau, die „alte Schule“. Auch fünf Wehrtürme, ein fünfeckiger Ostturm und drei Ringmauern um den Wassergraben werden erhoben.
1617 wird die Gemeinde vom Feuer verheert. Bereits 1618 besitzt Petersberg eine Turmuhr.
1625 brennt das Pfarrhaus ab. Dabei geht das Gemeindearchiv verloren. Erhalten bleiben nur die Urkunden ab 1750.
1658 brennen die vereinten Türken, Tataren und „Bleschländer“ Petersberg erneut nieder: Hans Klein, Eilen Seimen, Martin Zerbes und Fiddes Chrestel werden erschossen und in der Kirche begraben.
1713 stürzt der Glockenturm ein. 1760 brennen erneut die Häuser von 30 Wirten bis auf die Grundmauern ab. 48 Wirte verlieren Scheune und Stallungen.
1778-1782 wird ein neuer Turm gebaut, der aber erneut einstürzt.
1795 beginnt der Bau der jetzigen Hallenkirche mit dem Glockenturm im Osten und im Jahre 1825 wird anstelle der einstigen Torwarte das neue Rathaus gebaut.
1832 wurde der Schriftsteller und Pfarrer Joseph Traugott Meschendörfer in Petersberg geboren. Im Juni 1885 erschien die einzige Chronik des 19. Jahrhunderts „Aus der Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde Petersberg“, die von ihm verfasst wurde. Heute trägt eine der Hauptstraßen der Ortschaft seinen Namen.
1900 werden in Petersberg 2.173 Einwohner gezählt, davon 1.183 Sachsen, 942 Rumänen und 47 Magyaren.
Die Kirchenburg in Petersberg
In den Anfängen, im 13. Jh., stand auf dem Gelände der heutigen Kirchenburg in der Vorgasse (Str. Republicii) HNr. 640-642 ein aus 4 Räumen bestehendes romanisches Zisterzienserkloster mit Keller, eine romanische Basilika und eine Kapelle mit Kreuzgewölbe. Diese ist auch als "Leib-Christi-Kapelle" bekannt. Diese (bis auf die romanische Basilika heute noch existierenden) Gebäude umgab eine etwa 4-5m hohe Wehrmauer, die an der Westseite auch heute noch Zinnen zeigt, so dass der Ortshistoriker Heinrich Lukesch in dieser Burg die umstrittene 5. Ritterburg der Deutschen Ordens vermutet. Der Eingang zu dieser Burg war Teil des katholischen Klosters, und erfolgte durch einen mit Tonnengewölbe gemauerten Raum, der heute noch Reste einer kunstvollen farbigen Deckenverzierung zeigt.
Im Laufe des 15. und 16. Jh. wurde die Anlage durch 4 vorgelagerte Wehrtürme verstärkt, und nachdem der südliche Teil der Ringmauer umgefallen war, wurde das ehemals katholische Kloster in die Wehranlage eingebaut und seine Außenmauern durch bis zu 2m tiefe Mauerpakete an der Innen- oder Außenseite zur Ringmauer befestigt.
Im 17. Jh. wurde die aus Steinen bestehende Ringmauer auf ihrer ganzen Länge auf die doppelte Höhe gebracht, und zwar durch Ziegelmauerwerk. Die ursprünglichen Zinnen wurden einfach zugemauert, und etwas höher die üblichen Pechnasen angebracht. Dieser "neue" Teil der Ringmauer ist wesentlich schmaler als der steinerne Unterbau, und erlaubt Wagemutigen ihn wie seinerzeit die Vorfahren als "Wehrgang" zu benutzen. Leider wird der Gang heute durch die Dachkonstruktion der "Häuschen" erschwert, die zur Aufbewahrung der Feldfrüchte auf der Innenseite der Ringmauer angebracht wurden, und deren Pfeiler oft direkt auf der steinernen Ringmauer stehen. Diese "Häuschen" dienten früher der Aufbewahrung von Feld- und anderen Früchten. Später wurde die Ostseite der Burg durch einen 5-eckigen Turm verstärkt, der einfach stumpf vor die Ringmauer mit den daran befindlichen Pechnasen gesetzt wurde. Zur besseren Verteidigung wurde schließlich auf der Süd-, West- und Nordseite ein zweiter Bering mit Schalentürmen angelegt (heute noch auf der Westseite erhalten), und der Dürrbach so um die Burg geleitet, dass diese von einem befestigten Wassergraben umgeben war.
Im Zuge des Kirchenneubaus und der Errichtung des neuen Kirchturmes Ende 18. bis Anfang 19.Jh. wurde auch die ursprüngliche Torwarte auf der Südostseite der Kirchenburg abgebaut, und an ihre Stelle 1825 das damalige Rathaus gesetzt, welches unter dem Treppenaufgang bis heute sichtbar das örtliche Gefängnis beherbergte.
Die Burg wurde ein einziges Mal, und zwar am 26. September 1611, durch den Landesfürsten Gábriel Báthory eingenommen, der auf dem Feldzug gegen die Siebenbürger Sachsen das ganze Dorf niederbrannte. Eine "feindliche" Übernahme durch Türken hat es nie gegeben, weil der Legende nach eine mutige sächsische Frau während einer Munitionskrise den türkischen Sultan mit ihrer Bockelnadel erschoss.
Altar
Der im Westen stehende Altar ist zeitgleich mit der Orgel errichtet worden. Seiner Zeit entsprechend legt er nicht Wert auf den gekreuzigten,
sondern auf den lehrenden Jesus, der in Überlebensgröße als Standbild aus der Mitte des Altars den Menschen entgegenkommt. Zu seiner Linken und zu seiner Rechten stehen Paulus mit Schwert und Petrus mit Schlüssel und Bibel. Oberhalb befinden sich - für die evangelischen Kirchen Siebenbürgens typisch - zuerst 2 steinerne Platten für die 10 Gebote, aufgeteilt in I-III und IV-X, darüber, sozusagen aus den 10 Geboten erwachsend, ein Kreuz und weiter darüber das Auge im goldenen Dreieck als Symbol der göttlichen Dreieinigkeit. Unterhalb von Jesus befindet sich ein goldener Schwan, der seine Jungen mit dem eignen Fleisch füttert.
Orgel
Kurz nach Fertigstellung des neuen Kirchturmes wurde im Jahre 1926 durch den Rosenauer Orgelbauer Johann Thoiss eine klassizistische Orgel auf der Ostempore der Kirche errichtet. Farblich und baulich in weiß mit Gold verziert korrespondiert diese mit dem Altar auf der Westseite. Nach einigen Reparaturen durch Carl Schneider und Jozsef Nagy wurde die Orgel 1926 durch Carl Einschenk aus Kronstadt zu einer romantischen Orgel umfunktioniert. Der Spieltisch wurde neu gebaut, behielt aber (wie in Rosenau) die ursprüngliche Blickrichtung zum Altar hin. 2009 entschloss sich das Presbyterium zu einer Reparatur der gesamten Orgel, wobei nicht nur die Pfeifen überholt und ausgebessert sondern auch der Spieltisch in den Orgelunterbau gedreht wird, um den Zugang zum Orgelpositiv und zur Tonmechanik zu erleichtern. Am 25. April 2016 fand die feierliche Einweihung statt.
Teppiche
Die Gemeinde Petersberg hat 6 orientalische Teppiche, 2 "blaue" aus dem 16. Jh. sowie 2 "rote" und 2 "naturfarbene" aus dem 17. Jh. Im Jahre 2004 wurden diese Teppiche an die Honterusgemeinde in Kronstadt zur Aufbewahrung übergeben. Seit dem Erntedankfest 2013 hängen sie wieder in der Kirche in Petersberg an der Brüstung der Emporen, zumindest zeitweise. Ansichtskarten mit einem naturfarbenen Teppich liegen auf.